Ethische Fallberatung
Für dringende Fälle
Manchmal gibt es akute Situationen, in denen schnell eine Entscheidung getroffen werden muss. Oft geht es dabei um Patienten, die sich selbst nicht mehr äußern können. In solchen Fällen kann zeitnah eine ethische Fallberatung einberufen werden.
Eine ethische Fallberatung
- berät in Konfliktsituationen, wenn es um Entscheidungen im Interesse von Patienten geht, die sich selbst nicht mehr äußern können.
- führt alle an der Behandlung beteiligten Personen zusammen und will eine entlastende Hilfestellung geben.
- fördert einen gemeinsamen Informationsstand aller Beteiligten (Pflegekräfte, Ärzte, Angehörige und andere).
- wird durch einen Moderator organisiert, der die Gesprächsführung übernimmt und das Ergebnis dokumentiert.
Ziel ist es, alle wichtigen Gesichtspunkte ins Gespräch zu bringen, um eine dem Willen des Patienten entsprechende Entscheidung herbeizuführen.
Ethische Fallberatung – ein Beispiel
Frau S. hat eine schwierige Operation vor sich. Es ist nicht klar, ob sie diesen Eingriff überlebt. Andererseits – wenn die OP gelingt, verbessert sich ihre Lebensqualität erheblich. Weil Frau S. eine geistige Behinderung hat, wird es aber schwer sein, sie nach der OP zur dringend nötigen Mitarbeit zu bewegen. Schon allein ihr zu erklären, was mit ihr geschehen soll, ist fast unmöglich.
Der Betreuer von Frau S. fühlt sich nicht imstande, die richtige Entscheidung zu treffen. Ihr Bruder wohnt weit entfernt, auch er weiß nicht, wie sinnvoll die Operation ist. Die Pflegekräfte haben Bedenken, dass durch die eingeschränkte Fähigkeit von Frau S. zur Mitarbeit die Chancen auf eine schnelle Heilung nach der OP gering sind. Auch die Ärzte sind ratlos. Dann schlägt eine Schwester vor, eine ethische Fallberatung einzuberufen.
Zwei Tage später sitzen sie zusammen: zwei Pflegekräfte, der Betreuer, der Bruder, der behandelnde Arzt, der Oberarzt und ein Moderator aus dem klinischen Ethikkomitee. Frau S. ist nicht in der Lage, an der Besprechung teilzunehmen. Die verschiedenen Ansichten kommen zur Sprache. Der Bruder ist unbedingt dafür, seiner Schwester die OP zu ermöglichen. Die Ärzte erörtern Chancen und Risiken, das Pflegepersonal schildert die Problematik der anschließenden Pflege – auch die Notwendigkeit der Unterstützung durch zusätzlich geschulte Kräfte oder den Bruder. Schließlich einigen sich die Beteiligten, die Operation zu wagen.
Erst die Zukunft wird zeigen, ob der Beschluss richtig war oder nicht. Trotzdem haben alle Beteiligten das Gefühl, dass die Beratung hilfreich war, um herauszufinden, was für Frau S. das Beste sein könnte.
Ansprechpartner
Sonja WeberPsychoonkologin
Dr. Julia Hartmann
Oberärztin Palliativstation
Kontakt über die Pforte:
Telefon: 0271 333-3